
Warum dieser Titel für eine AG?
"Verführung" im Sinne von Gehirnwäsche oder psychologischer Manipulation funktioniert nach folgenden Prinzipien.
- Selbstvertrauen und Urteilskraft der Zielperson sollen durch Manipulator geschwächt werden
- Grundeinstellung und Realitätswahrnehmung der Zielperson werden dadurch destabilisiert
- Gedankengut des Manipulators ersetzt Gedankengut der Zielperson
Zur Zeit des 2. Weltkriegs war es die NS-Ideologie, die sich durch die Indoktrination in der HJ bereits ab dem Kindesalter ausbreitete. Wer oder was verführt heutzutage junge Menschen? Wie lernen Kinder und Jugendliche diese Strukturen zu erkennen und sich dagegen zu wehren? Der Eintritt in die HJ -seit 1938 einzige zugelassene Jugendorganisation- war mehr oder weniger verpflichtend. Die Teilnahme war für die meisten Kinder und Jugendlichen -zum Leidwesen mancher Eltern- selbstverständlich und manch einer sagte selber:
"Ich habe dort sehr schöne Zeiten verbracht", (O-Ton Flak-Helfer)
Zeltlager, Sport- und Singspielen, Motorradfahren und Kartenlesen waren -und wären auch heute noch- interessante Angebote für Jugendliche. Die damals stattfindende Indoktrination im Sinne des NS-Regimes wurde hier durch Gemeinschaftserlebnisse gezielt forciert. Alle Flak-Helfer waren durch die HJ indoktriniert. Spannend war, dass Berenikes Nüssers Großvater Schüler am Aachener Kaiser-Karls-Gymnasium war und als 1927geborener mit seinen Klassenkameraden als Flak-Helfer eingezogen wurde. Er hatte den Krieg überlebt und noch von seiner Zeit als 15-jähriger im Krieg erzählen können.
Nicht teilzunehmen bedeutet: Aussenseiter zu sein. Wer will das schon?
- Schwächung durch Peer Group Pressure (Gemeinschaft vs. Individuum)
- Stark machen durch kritisches Hinterfragen von Aussagen, Strömungen, Trends, medialen Inhalten
- eigene Haltung erkennen und dafür einstehen
Vom Kennenlernspiel zur Selbsteinschätzung
Alle positionierten sich je nach Zustimmung/Selbsteinschätzung zu verschiedenen Fragen anhand einer Skala im Raum: Bist/sind Du/Deine Eltern /Großeltern in Deutschland geboren? Befasst Du Dich mit Geschichtsthemen? Wie wieviele Stunden verbringst Du auf Social Media - waren einige Fragen, die uns einen ersten Eindruck voneinander brachten.
Fiktiver Brief an einen Flak-Helfer
Anschliessend spielte ich den SchülerInnen Ausschnitte aus den Flak-Helfer Interviews vor. Ihnen ist bewußt, dass es kaum noch Zeitzeugen gibt, die direkt von ihren Erlebnissen im 3. Reich erzählen können. Die SchülerInnen sollten Stichworte, die ihnen beim Hören aufgefallen sind notieren. Darunter waren u.a.:
Stolz, Vaterland, Kameradschaft, Spass, Dienst am Ganzen, Rücksicht, Abenteuer, Ehrgefühl
Die Übertragbarkeit dieser Begriffe vom historischen Kontext der 40er/bzw. 70er Jahre in den gegenwärtigen Kontext der Schüler im Jahr 2025 ergab spannende Diskussionen.
Was ist z. B. der Unterschied zwischen "Ehre" und "Ehrenmann/Ehrenfrau"? Kann man auf etwas, was man nicht selbst gemacht hat Stolz sein? Sagen Dir Deine Eltern, dass sie stolz auf Dich sind?
Die Schüler bekamen die Aufgabe, Fragen oder Gedanken in Briefform direkt an einen jugendlichen Flak-Helfer in ihrem Alter zu schreiben. Daraus entstand spontan die Idee, dass die Jugendlichen zentralen Passagen ins Handy einsprechen, damit ich daraus ein Audio Format entwickle.
"Richard antwortet": Ein KI generiertes Hörspiel entsteht
- Transkribieren der mp4s der Schüler mit TurboScribe
- Eingabe des historischen Kontextes in ChatGPT; Eingabe der Fragen/Gedanken der SuS; Vorgabe in ChatGPT: Antworten aus Sicht eines Flak-Helfers
- Redigieren der Antworten
- Eingabe der Antworten in KI-Stimmen App ElevenLab (Vorgabe: männliche, jugendliche, deutsche Stimme)
- Anlegen, Schneiden, Mischen der O-Töne der SchülerInnen und KI-generierter Flak-Helfer Richard in Schnittsoftware Audacity (inkl. rechtefreier Sounds von Pixabay)
- Anfangs- und Endmoderation eingefügt um Storykontext für fiktive Geschichte zu kreieren (Schüler finden ein "Voyager-Mikrofon", mit dem sie Kontakt zu Menschen aus der Vergangenheit aufnehmen können - das landet bei Richard im Jahr 1943 in Aachen - er kann hören und zurückantworten)
AUSZÜGE aus dem Hörspiel werden hier demnächst zu hören sein